Skip to main content
Ihre Ausbildung zum Naturcoach könnte schon heute beginnen.

Herbstenergie tanken

  • Dirk Stegner
  • Untertitel Text: Eine kleine Übung für herbstlich sonnige Tage

zurück zum Blog

Herbstenergie tanken

Eine kleine Übung für herbstlich sonnige Tage

„So ein Mist“, denke ich, als in Richtung der kleinen grünen Digitaluhr auf meinem Schreibtisch blicke. Statt der Zeit und Temperaturanzeige in schwarzen Lettern, überrascht mich ihr Display heute mit blasser Leere. Die letzten Monate lief sie eigentlich recht zuverlässig. Im Gegensatz zu ihren batteriebetriebenen Kollegen schöpft sie ihre Energie aus reinem Wasser, welches ab und zu gewechselt werden muss. Technisch funktioniert sie ähnlich einer galvanischen Zelle, so der Hersteller, daher genügt es, gelegentlich die leitende Flüssigkeit immer dann zu wechseln, wenn diese „erschöpft“ ist. Laut Bedienungsanleitung ist dies alle zwei Wochen fällig, aber auf meinem Schreibtisch lief sie bislang drei Monate ohne jeglichen Tausch. Ich wechsle das Wasser im Vorratstank, doch nichts geschieht. „Scheint kaputt zu sein“, so meine erste Vermutung, aber so schnell will ich nicht aufgeben. Also stelle ich sie eine Zeit lang auf das Fensterbrett in die Sonne. Bereits nach knapp fünf Minuten erstrahlt die Zeitanzeige wieder im gewohnten Schwarz, „na bitte, geht doch“.

Alles ist Energie: Wasser kann so viel mehr

Der Hintergrund dieses kleinen Experiments liegt in der Tatsache begründet, dass Wasser viel mehr kann, als einfach nur eine wahllose Ansammlung von H2O-Atomen und Lösungsmittel zu sein. Durch Ordnungsprozesse und anschließende Auflösung dieser Strukturen ist Wasser in der Lage auch in gewissem Umfang Energie zu speichern und diese wieder abzugeben1. Die Kraft zur Herstellung der benötigten geordneten Atomstrukturen fliegt meiner Uhr dabei buchstäblich so zu, denn ihre Quelle ist unter anderem die Strahlungsenergie der Sonne.

So weit so gut, aber warum erzähle ich Ihnen das überhaupt? Ganz einfach: Nicht nur meine kleine Digitaluhr läuft mithilfe dieser Energie, sondern auch der menschliche Körper benötigt sie. Jede seiner Zellen beinhaltet Wasser und generiert mit dessen Hilfe und dem eben oberflächlich beschriebenen Prozess Energie. Zwischen 50 und 200mV kann dabei die Spannung einer Zelle betragen2. Unser körperliches Energieniveau ist also nicht nur durch Nahrungszufuhr gedeckt, sondern hängt auch davon ab, wie viel Energie wir aus der Umgebung durch Einstrahlung aufnehmen. Und genau das geht natürlich im Freien besser als auf dem heimischen Sofa.

Energietanken auf dem Herbstspaziergang

Bevor ich Sie mit naturwissenschaftlichen Fakten vielleicht langweile, folgen Sie mir bitte einfach mental hinaus in die Natur. Die angenehmen Temperaturen jetzt im Herbst laden gerade dazu ein, sich in den Wald zu begeben und sich auf einer Bank am Forstrand nochmal so richtig die Sonne ins Gesicht scheinen zu lassen. Sie ist inzwischen zwar nicht mehr so brennend heiß wie vor einigen Wochen, sie hat aber immer noch genug Kraft, um eine angenehme Wärme auf der Haut zu erzeugen. Schließen sie die Augen und stellen Sie sich vor, wie Ihr Körper genau davon profitiert. Wie jede einzelne Zelle vor der nahenden dunklen Jahreszeit noch einmal so richtig aus den Vollen schöpft und auftankt. Ganz genau so, wie meine kleine Uhr mit ihrem „Wasserakku“. Spüren Sie förmlich diese Energie. Atmen Sie dabei tief ein und aus und lassen Sie aufkommende Gedanken einfach im Sonnenlicht dahinschmelzen. Genießen Sie diesen angenehmen Zustand ruhig so lange Sie möchten.

Immer reichlich versorgt

Öffnen Sie die Augen und sehen Sie sich um. Vielleicht haben Sie Glück und sie können wie ich ein Eichhörnchen bei seinen Wintervorbereitungen beobachten. Behände springt es über Ihrem Kopf von Ast zu Ast und sammelt Eicheln, Samen oder Nüsse. Wenn Sie sich umsehen stellen sie fest, wie gut es die Natur auch dieses Jahr, trotz der heftigen Niederschläge, wieder mit allen Tieren meint. Schließen Sie erneut die Augen und lassen Sie kurz Ihr Jahr gedanklich Revue passieren. Erinnern Sie sich noch an die besonders angenehmen Momente? An die persönlichen Erfolge. An positive zwischenmenschliche Erfahrungen trotz beziehungsweise gerade wegen der einen oder anderen Krise. Holen Sie sich jetzt genau dieses angenehme Gefühl noch einmal her und spüren Sie bewusst die Dankbarkeit und das Glück, das Ihnen dadurch zuteilwurde. Genießen Sie auch diese Emotion in vollen Zügen und füllen Sie Ihre seelischen Speicher damit so richtig auf. Und, Sie dürfen sich sicher sein: Wo diese positiven Dinge herkamen, warten noch eine ganze Reihe weiterer auf Sie.

von Dirk Stegner

23. September 2021

„[...] In dem er sich selbst, wie im Biosphärenexperiment, von der Natur ausschließt, kappt er auch die Nabelschnur, die ihn jederzeit automatisch mit allem was er tatsächlich zum Überleben benötigt versorgt.[...]“

Auszug aus: Dirk Stegner „Trennungsgedanken“

Mehr Kraft und Gelassenheit

Spüren Sie förmlich, wie die Natur auch Sie in jeder Sekunde Ihres Lebens immer reichlich versorgt. Der Blick in den Herbstwald offenbart genau diese Fülle, und die fast schon verschwenderisch anmutende Freizügigkeit, mit der Mutter Natur uns stets begegnet. Ohne sich darüber Gedanken zu machen, ob nächstes Jahr wieder genausoviele nachwachsen, trennt sich die Eiche gleich neben Ihrem Sitzplatz in den kommenden Wochen selbstsicher von Ihrem Laub. Jedoch nicht ohne dabei nochmal ein regelrechtes Feuerwerk der Farben zu entfachen. Beobachten Sie, wie sich nun die ersten Blättchen an den Rändern des Giebels schon von sattem Grün in ein helles Gelb verfärben. Schließen Sie wieder die Augen und tauchen Sie gedanklich in diese herrlich leuchtende Farbe ein. Nehmen Sie wahr, wie Ihr ganzer Körper mit diesem Gelb geflutet wird. Jede einzelne Zelle nimmt diese sonnige Energie dankbar auf und vibriert dabei sanft. Fühlen Sie, wie dieser Prozess Ihrer Seele neue Kraft und Gelassenheit für die bevorstehende kühleren und dunkleren Tage verleiht. Ganz wie die alte Eiche haben Sie nun reichlich Energie für den Winter zur Verfügung, egal wir hart er auch werden sollte.

Mit Leichtigkeit zurück in den Alltag

Wenn Ihre Speicher wieder gefüllt sind, verlassen Sie die Bank und achten Sie auf Ihrem Rückweg aus dem Wald bewusst auf die letzten bunten Schmetterlinge und Schwärme kleiner Mücken, die mit einer bewundernswerten Leichtigkeit scheinbar schwerelos auf den Sonnenstrahlen umhertanzen. Lassen Sie mit dieser Intention auch all Ihre persönliche Schwere los, die Sie vielleicht immer noch hier und da in sich spüren. Mit jedem Schritt stellen Sie sich vor, wie diese zum Beispiel aus ihrem Kopf, durch Ihren gesamten Körper, hinunter durch Ihre Beine, aus den Füßen hinaus bis in die Erde hinein abfließt und dort aufbereitet wird. Mit jedem weiteren Atemzug nehmen Sie diese gereinigte Energie wieder auf und bemerken dabei, wie leicht Sie sich schon nach ein paar Schritten fühlen. Ein perfekter natürlicher Kreislauf entsteht, in den Sie in jeder Sekunde Ihres Lebens auf eine wunderbare Weise eingebunden sind.

Viel Spaß bei Ihrem nächsten Herbstspaziergang und eine im wahrsten Sinne des Wortes erfüllende Zeit!

[1] Pollack, G. H. (2015). Wasser: Viel mehr als H2O. VAK: Kirchzarten.
[2] Kadenbach, Bernhard. (2015). Der Mensch, ein elektrisches Wesen: Biochemie.
Chemie in unserer Zeit. 49. 10.1002/ciuz.201500693.

zurück zum Blog

Weiterlesen

Angst vor Veränderung

  • Dirk Stegner
  • Untertitel Text: Was kommt da auf mich zu?

zurück zum Blog

Angst vor Veränderung

Was kommt da auf mich zu?

Das mit den Veränderungen ist schon so eine Sache. Ich weiß nicht, wie es Ihnen damit geht, aber ich persönlich tue mir da manchmal immer noch schwer. Insbesondere dann, wenn es um solche geht, die mehr als nur einen Teil meines Lebens betreffen, wie ein Umzug zum Beispiel. Ich weiß genau, dass von einem Tag auf den anderen nichts mehr so sein wird wie zuvor. Eine unbekannte Stadt, ein völlig neues berufliches Umfeld und damit verbunden auch ein komplett veränderter Tagesablauf. Gewohntes muss ich für den Schritt ins neue Leben aufgeben, Familie, Freunde, Nachbarn und sogar meine Lieblingsorte in der Natur zurücklassen. Ganz plötzlich fühlt sich die vorher so begeistert getroffene Entscheidung irgendwie gar nicht mehr so gut an und ich würde am liebsten vom Widerrufsrecht Gebrauch machen, wenn es denn so etwas gäbe. Was ist das nur mit diesen Veränderungen und meiner Gewohnheit?

Selbstaufgabe?

Auf den ersten Blick ist die vertraute Routine vielleicht doch gar keine so schlechte Sache. Sie gibt mir irgendwie das Gefühl von Sicherheit und Verlässlichkeit. Selbst wenn sie keine „gute“ ist, halte ich daher gerne öfters als wünschenswert an ihr fest. Lieber eine Situation, die vielleicht nicht ganz optimal ist, als eine völlig unbekannte. Zu diesem Ergebnis käme jedenfalls mein Verstand. Bekannte Sachverhalte gelten dort als erprobt und erfordern keinen zusätzlichen Überprüfungsaufwand. Die Gewohnheit ist so etwas wie ein Teil meiner selbstgeschaffenen „Pseudoidentät“ und alles, was sie verändern will, kann von ihm leicht als unerwünscht oder gar feindlich eingestuft werden. Hinzu kommt oft, bei mir zumindest, auch das schlimme Gefühl, liebgewonnenes aufgeben zu müssen. Bevor ich irgendwo neu durchstarten kann, fühlt es sich so an, als müsste ich vorher zwangsläufig auf Altvertrautes verzichten und würde damit etwas zurücklassen oder „verlieren“. Aber ist dem auch auf den zweiten Blick tatsächlich so?

Doch kein Verlust

Der Gang in den Wald hilft mir wie üblich dabei, hier etwas Klarheit für mich zu schaffen. Nachdem sich mein Geist beruhigt hat, kommen mir Bilder meines alten Berufes in den Sinn. Wenn ich auf einem Computer ein Software-Update installiere, wird in aller Regel die Funktionalität des Programms um zusätzliche Features erweitert. Gewohnte Funktionen stehen nach wie vor zur Verfügung, doch sind sie nun zum Beispiel einfacher bedienbar als vorher und werden durch neue optimierte unterstützt. Schnell wird mir klar, dass Veränderung per se nicht zwangsweise zu einem Verlust führen muss. Ich begreife, dass das Neue das Alte in diesem Zusammenhang nicht ersetzen oder verdrängen wird. Es ergänzt mein „altes Leben“ und macht es dadurch vollständiger, als es vorher war. Nichts wird gewaltsam überschrieben, sondern vielmehr sanft erweitert, und zwar in all den Bereichen, die erweiterungsbedürftig waren. Alle Kapitel, die ich ändern oder neu schreiben möchte, werden durch eine neue Version meines Selbst verbessert. Ich verliere nichts. Im Gegenteil, ich gewinne durch die ehrliche und authentische Begegnung mit dem sich ständig weiter entwickelnden Ich in jeder Sekunde an Mut und Klarheit hinzu.

Das Unbekannte

Von dem vor meinen Augen ablaufenden Perspektivenwechsel beeindruckt, schwindet das ursprüngliche Unbehagen bereits ein bisschen. Aber ein Restzweifel bleibt immer noch spürbar. Er versetzt meinen Verstand wieder ein gutes Stück weit in kreisende Bewegungen. „Was wird da bloß auf mich zukommen?“, frage ich mich innerlich. 

Ich! Ich werde da auf mich zukommen. Egal, wie auch immer die Umgebungsbedingungen sein werden, ausschlaggebend ist doch, wie ich damit umgehe. Wie ich die Dinge aus meinem Blickwinkel sehe und, entsprechend meiner Wertmaßstäbe handle. In diesem Punkt habe ich die letzten Jahre wirklich jede Menge Erfahrungen sammeln können, die ich nun ganz praktisch nutzen kann. Entgegen meiner ursprünglichen Sorge lasse ich nichts von dem zurück, was ich dort tatsächlich brauchen könnte. Somit bin ich auch nicht auf mich alleine gestellt, sondern ich kann auf all die erworbenen Fähigkeiten und mentalen Werkzeuge zurückgreifen, die schon vorher in der gewohnten Umgebung gut funktioniert haben. Mein eigenes „System“ hat ja auch in der Fremde Bestand, denn ich bleibe ja zumindest eine Zeit lang der Mensch, der ich am Heimatort war. Genau in dieser Selbstwahrnehmung steckt auch wiederum ein kleines Stück Gewohnheit, das ich in mir trage. Es gibt mir für die Übergangszeit genau die Sicherheit, die ich jetzt brauche und die mir die nötige Kraft für die nächsten Schritte verleiht. Mann, was für ein Ausblick!

von Dirk Stegner

25. Juni 2021

„[...] Die Gewohnheiten sind also aus vielen Gründen meist so tief in unserer Persönlichkeit verankert, dass es schon eines starken Impulses bedarf, der uns dazu veranlassen könnte, sie zu überdenken oder gar zu ändern. In aller Regel sind dies dann kleinere beziehungsweise größere „Lebenskrisen“ mentaler oder gesundheitlicher Art, die der eigentliche Auslöser für den Veränderungsprozess sind und den Stein ins Rollen bringen. [...]“

Auszug aus: Dirk Stegner „Natur-Coaching“

Nach-Corona-Zeiten

Dieses kleine Beispiel veranschaulicht schon recht deutlich, was den meisten Menschen wohl in Kürze bevorsteht. Auch wenn in naher Zukunft kein Umzug geplant ist, so wird sicher das private oder berufliche Umfeld in der Nach-Corona-Zeit in vielerlei Hinsicht deutlich anders aussehen, und zwar für jeden von uns. Die Entwicklungen des letzten Jahres deuten die anstehenden Veränderungen jetzt in vielen Bereichen mehr oder weniger dezent bereits an. Und das ist sogar fühlbar! Der eine oder andere spürt jenen Wandel auf intuitiver Ebene schon vorab in Form von Unruhe, Gereiztheit oder Anspannung. Höchste Zeit, sich auf die eigenen Ziele und Werte zu konzentrieren, und sich nicht von dem ängstigen zu lassen, was pessimistische Spatzen hier und da von den Dächern pfeifen. Jeder Neuanfang trägt immer auch die Chance auf einen positiven Wandel in sich. Auf eine persönliche Weiterentwicklung, die nicht zwangsläufig mit Entbehrung und Verlust verbunden sein muss. 

Klimawandel & Co.

Werfen wir beispielsweise den Blick in Richtung Klimawandel, der derzeit von den meisten Experten hiobsbotschaftsartig mittels Dauerschleife präsent gemacht wird. Beängstigend, finden Sie nicht auch? Ich meine damit in allererster Linie die Art und Weise, wie wir als aufgeklärte Menschheit solche Herausforderungen angehen. Keine Frage, es gibt hier nichts zu beschönigen oder gar kleinzureden. Der Punkt ist vielmehr der, dass unsere zukünftige Lebensweise sich verändern muss und wird. Genau dies macht vielen Angst und veranlasst speziell jüngere Menschen immer häufiger zu Protestmärschen, die teils mit heftigen Schuldzuweisungen an die ältere Generation verbunden sind. Tenor: „Ihr raubt mir meine Zukunft, Ihr seid schuld!“. Ob moderne E-Mobilität, Photovoltaik- und Windkraft-Hightech alleine diese Situation zu lösen vermögen, darf wohl genauso bezweifelt werden, wie die ausschließliche Schuldhaftigkeit der Vorgängergenerationen. Die Lösung der kommenden Herausforderungen trägt jeder Mensch in sich und gleichzeitig alle zusammen. Es gibt nicht die Verantwortlichen und deren Opfer. Jeder von uns kann dieses neue System ab sofort mitgestalten. Die Frage ist also, wie stelle ich mir meine Zukunft vor? Wie will ich in fünf, zehn oder zwanzig Jahren leben? Was wird da auf mich zukommen?

Sie ahnen es bereits. Auch hier lautet die Antwort natürlich: Ich. In erster Linie komme ich auf mich zu. Es gibt keinen allgemein Verantwortlichen, der die Welt für mich so einrichten wird, dass sie mir gefällt und ich gerne in ihr lebe. Alle Menschen sind Teil eines globalen Veränderungsprozesses, den jeder für sich und gleichzeitig wir alle gemeinsam durchleben. Wenn ich also zukünftig auf Gewohntes verzichte, tue ich das im Idealfall, weil ich für mich Lösungen entdeckt habe, die fortschrittlicher sind und meiner aktuellen Situation besser Rechnung tragen, als die Alten. Loslassen ist auch in diesem Veränderungsprozess kein tatsächlicher Verlust, sondern lediglich der Auftakt meiner persönlichen Weiterentwicklung. 

Ein Beispiel

Statt krampfhaft an der Aufrechterhaltung eines immer komplexeren Verkehrssystems mittels E-Mobilität festzuhalten, könnte der Gedanke an die Renaissance dezentraler ländlicher Strukturen Mensch, Maschine und Umwelt in jeder Hinsicht entlasten. Aufblühende Dorfgemeinschaften, tatsächlich wieder gelebte soziale Integration (v.a. von Kindern und alten Menschen)! Digitalisierung und echte Naturverbundenheit sind nicht mehr länger widersprüchliche und unvereinbare Enden der Skala, sondern ermöglichen und ergänzen einander sinnvoll. Wer kürzere Wege hat, naturverbundener und gesellschaftlich integrierter lebt, der benötigt auch weniger Fortbewegungsmittel beziehungsweise Energie. Wer Waren und vor allem frische Produkte vor Ort einkaufen kann, der weiß nicht nur was er ißt, sondern verursacht auch weniger Verpackungsmüll. Seine Wahl und sein Vertrauen in die regionalen Betriebe entscheidet dabei mit über das tatsächliche Produktangebot vor Ort. Wieder mehr Handwerk statt der nur auf den ersten Blick billigen Massenproduktion, deren gesundheitliche, soziale und gesellschaftliche Kosten wir uns, genauer betrachtet, auf Dauer wohl paradoxerweise zukünftig nicht mehr leisten können oder wollen.

Durch dieses kleine Beispiel wird schnell ersichtlich, dass es nicht die eine Lösung geben kann. Dass nicht ein Mensch oder eine bestimmte Gruppe für das Schicksal vieler verantwortlich zeichnet, sondern jeder seinen Beitrag dazu leisten darf und kann. Erst durch alle zusammen entsteht so etwas wie eine belastbare Gemeinschaftsstruktur, wie wir sie zum Beispiel in der Fauna und Flora naturbelassener Wäldern finden können. Machen wir uns wieder deutlich bewusst, dass auch wir als Menschen Teil dieses wunderbaren Systems sein können, wenn wir uns den Zugang dazu nicht selbst verwehren. In dieser Teilhabe liegt gleichzeitig auch der Schlüssel zu echtem Rückhalt und das Geschenk eines wahren Selbstvertrauens.

In diesem Sinne also: Keine Angst vor Veränderungen und einen guten Neustart, wo immer auch nötig.

zurück zum Blog

Weiterlesen

Im Gespräch

  • Dirk Stegner
  • Untertitel Text: Teilnehmer der Natur-Coaching-Ausbildung über die Präsenzwoche in Coburg

zurück zum Blog

Im Gespräch

Teilnehmer der Natur-Coaching-Ausbildung über die Juni-Präsenzwoche in Coburg

Nicht nur für uns Kursleiter war es eine ganz neue Erfahrung, sondern auch für die Teilnehmer der Juni-Blockwoche zur Natur-Coaching-Ausbildung im Frühjahr 2021, und zwar vor allem eine positiv entspannte. Der Grund: Sie waren die Ersten, die sich für das neue flexible Ausbildungskonzept entschieden hatten und seit Anfang März kurzentschlossen mit dem Theoriepart begonnen hatten. Trotz des selbstgewählt relativ kurzen Zeitraums von nur 10 Wochen für das Online-Studium der theoretischen Grundlagen gelang dies aus meiner Sicht hervorragend.

Mit einem soliden Kenntnisstand starteten die Teilnehmer in die Präsenzwoche hier in Coburg, die nun vornehmlich praktischen Übungen, sowie dem Anwenden der theoretisch bereits bekannten Interventionstechniken diente. Bei herrlichem Kaiserwetter während der gesamten Ausbildungswoche war dies ganz nebenher auch eine sehr angenehme Naturerfahrung. Wie gewohnt stand am Ende der Praxiswoche die Arbeit mit echten Probanden und Problemfällen, in der sich alle einem realen Coaching-Szenario stellen durften.

von Dirk Stegner

10. Juni 2021

"Ich musste eine Lösung finden, Menschen in einer anderen Art und Weise zu erreichen und dabei auch ein strukturiertes Vorgehen an der Hand zu haben."

Juni-Blockwochenteilnehmer Daniel Hösl und Bernd Fröhlich (o. Bild) im Interview

Im Gespräch

An dieser Stelle möchte ich jetzt gerne zwei Teilnehmer selbst zu Wort kommen lassen, um nach Ihren Erfahrungen zu fragen. Der Berufsschullehrer Bernd Fröhlich und der Physiotherapeut Daniel Hösl machten sich am 30. Mai gemeinsam aus der nicht allzu weit entfernten Oberpfalz auf den Weg nach Coburg, um an der Praxiswoche teilzunehmen.


  • Vielleicht eine etwas persönliche Frage gleich zu Beginn. Warum habt Ihr beide Euch entschieden, Natur-Coaches zu werden? Gab es da einen bestimmten Auslöser, der Euch dazu motivierte?

    Daniel:

    Ich wusste eigentlich gar nicht, dass es einen Natur Coach gibt. Ich versuche, als Physiotherapeut eigentlich in nahezu jeder Behandlung den Menschen zu coachen. Ich bemerkte, dass die Gespräche mit den Menschen fast immer die wahren Hintergründe körperlicher Probleme offenbaren. Es war mir lange nicht genug „nur“ den Körper zu bearbeiten. Insbesondere meine eigene Geschichte hatte mir gezeigt, dass es einen dermaßen direkten Zusammenhang zwischen körperlicher Gesundheit und dem Erkennen des eigenen Weges gibt, dass es mir schwerfiel, das beim Therapieren außen vor zu lassen. Ich musste eine Lösung finden, Menschen in einer anderen Art und Weise zu erreichen und dabei auch ein strukturiertes Vorgehen an der Hand zu haben. Da ich gerne in der Natur bin, habe ich dann bei Google „Natur“ und „Coaching“ eingegeben und bin auf Dich gestoßen. Nach einem Telefonat sagte mir mein Bauchgefühl: „Das ist es!“

    Bernd:

    Das Coaching und die damit verbundenen „tiefen“ Gespräche faszinieren mich schon lange. In Kombination mit der Natur als Arbeitsraum schien dies für mich die perfekte Symbiose zu sein. Meine Erwartungen an diese Ausbildung haben sich vor allem nach der Praxiswoche mehr als erfüllt

  • Ihr hattet Euch ja zeitlich selbst ein recht sportliches Ziel gesetzt, denn 10 Wochen sind, wenn man nebenbei noch arbeiten muss, für die komplette Theorie ein straffes Pensum. Wie seid Ihr diesbezüglich mit der neuen eLearning-Plattform und dem „Selbststudium“ klargekommen?

    Bernd:

    Mit etwas Disziplin und der entsprechenden Freude am Lernen war das Pensum gut zu schaffen. Die Inhalte der Plattform waren sehr gut strukturiert und eingesprochen. Das Selbststudium stellte für mich die beste Lösung dar, da Präsenztermine für mich nur schwer umsetzbar gewesen wären. Die eLearning-Plattform war für mich einer der ausschlaggebenden Punkte, warum ich die Ausbildung bei dir begonnen habe. Ein großer „Luxus“ beim Lernen war auch der stetige Austausch mit Daniel.

    Daniel:

    Es war für mich überhaupt kein Problem, zumindest alles einmal zu hören und zu lesen, da ich einen Tag die Woche frei hatte, einfach für mich und meine Entwicklung. Das hatte ich aber schon vor der Ausbildung so gehandhabt, da es mir wichtig ist, nicht nur zu arbeiten, sondern auch zu leben. Das e Learning Portal finde ich zudem sehr gut aufgebaut, verständlich und strukturiert erklärt und genau so dosiert, dass es nicht zu viel auf einmal ist. Denn wie wir in der Praxiswoche erleben durften, steckt so viel Wissen und Tiefe in euerer Arbeit und in euch, dass es sicher nicht einfach ist, die Kernpunkte in so einem Portal verständlich zu machen.

  • Da wir als Ausbilder in der Präsenzwoche kein Lernziel in Sachen Theoriestoff mehr erreichen und „abarbeiten“ mussten, konnten wir uns ja voll auf die Praxis konzentrieren. Für Kerstin und mich sehr angenehm, aber wie empfandet Ihr denn die Woche? Was hat Euch am besten gefallen?

    Daniel:

    Ich muss sagen, dass mir die ganze Woche sehr gut getan hat, nicht spezifisch ein besonderer Aspekt. Es fühlte sich so an, als ob mein gesamtes System ein Upgrade erhalten hat, und zwar jeden Tag! Es war einfach herrlich, denn man musste nicht wirklich etwas lernen, da der Stoff ja schon im Gehirn gespeichert war. Durch die ganze Praxiswoche hat sich das Wissen jedoch in Gefühlen, Erkenntissen, Bildern, Wahrnehmungen gefestigt. Dass wir dabei ein so breites Spektrum erfahren durften, war grandios!

    Bernd:

    Ich empfand die Woche mit euch in jeder Hinsicht als extrem bereichernd. Durch eure offene Art fühlte man sich immer wohl und auf sehr professioneller Ebene begleitet und betreut. Es gab für mich keinen einzigen Moment, den ich nur ansatzweise als unpassend empfunden hätte. Es stimmte einfach alles. Mir persönlich hat (überraschenderweise) das Durchführen von Meditationen in der Natur und das „Arbeiten mit Kindern und Jugendlichen“ am besten gefallen. Aber es gab so vieles, das ich super fand. Am intensivsten war jedoch die eigene persönliche Entwicklung, die wir durch euch erfahren durften. Vielen Dank dafür!

  • Habt Ihr schon Pläne, wann Ihr aktiv als Natur-Coaches starten wollt?

    Daniel:

    Ich möchte gerne sofort starten und habe auch schon aktiv dafür geworben, da ich einfach Zeit und Lust habe, Menschen zu inspirieren. Nach einer kurzen Auslands-pause ab September möchte ich dann voll durchstarten!!

    Bernd:

    Sehr wahrscheinlich werden wir in den nächsten Monaten gemeinsam Gruppen-Coachings durchführen. Auch bin ich jederzeit für Einzel-Coachings offen. Wie ich das Natur-Coaching künftig konkret umsetzen werde und wie ich das mit meinem „Hauptberuf“ vereinbare, das weiß ich noch nicht hundertprozentig.

zurück zum Blog

Weiterlesen

Seelische Entgiftung

  • Dirk Stegner
  • Untertitel Text: Der etwas andere Frühjahrsputz

zurück zum Blog

Seelische Entgiftung

Der etwas andere Frühjahrsputz

Das Frühjahr ist für viele der beste Zeitpunkt mal so richtig „auszumisten“ sowie alte Schlacken und den ungeliebten Winterspeck endlich loszuwerden. Gerade in diesem Bereich gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, den Körper zum Beispiel über Fasten- und Kräuterkuren oder reinigende Teemischungen gesund zu entgiften. Jeder der das schon einmal ausprobiert hat, kennt sicherlich die positive Wirkung, die solch ein „Frühjahrsputz“ auf den Organismus haben kann. Man fühlt sich danach oft wesentlich fitter als vorher.

Die Müdigkeit ist gewichen, der Tatendrang und die Lust auf Neues wächst mit jedem über die Haut aufgenommenen Sonnenstrahl und den langsam aber ständig steigenden Außentemperaturen. Keine Frage, diese Form der Reinigung stärkt gleichzeitig den etwas träge gewordene Darm und hat über diesen Umweg natürlich auch Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden. Was aber ist mit dem seelischen Ballast, den wir in der langen Winter- und Corona-Lockdown-Zeit über die Monate angehäuft haben? Gibt es nicht hier vielleicht auch Möglichkeiten, diesen direkt anzugehen und abzubauen? Meine doppeldeutige Antwort auf diese rhetorische Frage lautet an dieser Stelle wieder: „Natürlich!“

Wie entsteht solcher „Ballast“?

Gerade in der etwas dunkleren Jahreszeit neigen die meisten Menschen dazu, sich mit deftigen oder süßen Leckereien über den Mangel an Wärme und Sonnenschein hinwegzutrösten. So schnabuliert man gerne den einen oder anderen „Seelentröster“, der zwar das subjektive Wohlbefinden rasch steigert, dem Körper aber auf Dauer eben nicht guttut. Ähnlich wie der Zucker, wirken auch Verhaltensmuster, die man gerne dann einsetzt, wenn ein direktes Angehen bestimmter Probleme oder Herausforderungen einem im Moment nicht möglich erscheint. Dinge werden dann gerne aufgeschoben oder man findet ausweichende Wege um das eigentliche Hindernis herum. Bildlich gesprochen gleicht der Boden vor einem mit der Zeit irgendwann dem Zimmer eines pubertären Teenagers. Man muss sich derart „verrenken“, um über die Gegenstände hinwegsteigen zu können, dass diese Verspannungen schließlich auch zu körperlich wahrnehmbaren Effekten führen.

Negative Erfahrungen, die man in der Vergangenheit mit dem einen oder anderen Lösungsansatz hat sammeln können, behindern oft ebenso den Energiefluss und vermindern Kraft und Motivation. Hinzu kommen vielleicht auch noch Be- und Verurteilungen von lieben Mitmenschen und es steigt die Angst vor Fehlern und der Häme der anderen. Lieber erst mal nichts tun, bevor man etwas falsch macht, scheint oft die Devise zu sein.

Die verkantete Schraube

Der so angesammelte Ballast, den jeder mit sich herumschleppt, führt leicht auch zu einem verschobenen seelischen Gleichgewichtszustand und das kostet, ähnlich einem verschlackten Darm, jede Menge Energie. Zum besseren Verständnis vielleicht wieder ein bildlicher Vergleich: HobbyheimwerkerInnen wissen genau, wovon ich spreche. Wer schon einmal versucht hat eine Schraube herauszudrehen, die sich verkantet hat, weiß wie viel Kraftaufwand dazu nötig sein kann. Beseitigt man hingegen den Grund der Verkantung im Vorfeld, kann man dieselbe Schraube meist sogar extrem leicht und mit bloßen Fingern weiter heraus- oder hineindrehen. Der Energieaufwand, der für die eigentliche „Schraubarbeit“ nötig ist, ist nun um ein Vielfaches geringer als im verkanteten Zustand.

Wendet man diese Erkenntnis jetzt auf die eigene Situation an, so kann das „seelische Aufräumen“, ähnlich der körperlichen Entgiftung, ein deutlich wahrnehmbares Plus an Energie und Motivation bewirken. Vor allem durch das vorherige mentale Beseitigen der angesammelten „Hindernisse“ lässt sich der „Verkantungszustand“ auch im realen Leben häufig vermeiden. Was einem vorher schwer oder kaum machbar erschien, geht im Anschluss an den „Entgiftungsprozess“ oft wesentlich leichter und mit viel mehr Freude von der Hand.

von Dirk Stegner

28. Mai 2021

Eine kleine „Entgiftungsmeditation“

Wer spürt, dass es ihm trotz körperlicher Gesundheit zur Zeit an Motivation und Durchsetzungskraft mangelt, dem möchte ich folgende kleine Meditationsübung für den Einsatz im Grünen empfehlen. Nehmen Sie sich ein oder zwei Stunden Zeit und machen Sie sich auf in die Natur. Idealerweise haben Sie danach keine terminlichen Verpflichtungen mehr, so dass kein Zeitdruck entstehen kann. Im Wald angekommen, schlendern Sie ganz entspannt den Weg Ihrer Wahl entlang und kommen dabei schrittweise zur Ruhe. Genießen Sie die herrlich frische Frühlingsluft und lassen Sie mit jedem Atemzug auch die im Kopf vielleicht noch lautwerdenden Alltagsgedanken los.

Wenn Sie merken, dass Geist und Körper jetzt gedanklich nicht mehr bei den Alltagssorgen, sondern in einem weitestgehend entspannten Zustand angekommen sind, suchen Sie sich ein ruhiges, für eine Meditation geeignetes Plätzchen. Gehen Sie ein paar Schritte in den Wald, so dass auch Wanderer oder andere Waldbesucher Sie dabei nicht stören können.

Am Platz Ihrer Wahl angekommen, setzen Sie sich bequem hin, schließen Sie die Augen und atmen Sie ruhig und tief. Stellen Sie sich dabei vor, wie aus Ihren Füßen Wurzeln in den Boden hineinwachsen. Sie sind jetzt fest mit der Erde verbunden und spüren den Untergrund, auf dem sich Ihre Füße befinden. Vielleicht scheint Ihnen dabei auch die Sonne ins Gesicht und Sie nehmen diese wärmenden Strahlen bewusst wahr.

Lassen Sie nun gedanklich diesen hellen Sonnenstrahl über Ihr Kronenchakra (Mittelpunkt der Schädeldecke) durch Ihren ganzen Körper fließen. Sehen Sie vor Ihrem geistigen Auge, wie dieser kraftvolle gelbgoldene Strahl durch den Körper fließt und dunkle, alte oder zähe Schlacken nach und nach reinigend ausspült. Die sanft nachfließende positive Energie, drückt die alte weniger helle durch Ihre Wurzeln oder auch die Poren der Haut ins Freie und damit aus Ihrem Körper. Lassen Sie Ihrer Fantasie hier bitte freien Lauf.

Nehmen Sie sich für diesen Prozess Zeit und bleiben Sie solange bei diesem geistigen Bild, bis sie den goldgelben Energiestrahl in allen Energiekanälen und Zellen Ihres Körpers in Form eines wohligen Kribbelns wahrnehmen können. Sollten während der Meditation negative Bilder oder Empfindungen auftreten, so lassen Sie auch diese einfach los und durch die Sonnenenergie transformieren.

Beenden Sie diese Meditation, indem Sie langsam wieder ganz bei sich ankommen. Nehmen Sie den Untergrund, auf dem Sie sitzen, sowie den Wind oder die Geräusche der Umgebung nun bewusst wahr. Öffnen Sie die Augen, dehnen und strecken Sie sich und genießen Sie Ihren weiteren Aufenthalt im Wald. Auch ein kleiner Abschlussspaziergang kann selbstverständlich nicht schaden.

Sie können dieses Bild der inneren Reinigung natürlich auch im Alltag öfters anwenden. Kommt es Ihnen irgendwann wieder einmal so vor, als würde sich „die Schraube zu schwer drehen lassen“, halten Sie einfach inne. Schließen Sie kurz die Augen und stellen Sie sich noch einmal den reinigenden Energiefluss bildlich vor, der weiterhin stetig fließt und der Sie jetzt auch in dieser Situation reinigt und neue Energie „nachfüllt“.

Je öfter Sie damit arbeiten und je intensiver Sie sich auf diesen Prozess einlassen, desto hilfreicher sind derartige Übungen. Und noch ein kleiner Hinweis: Es geht bei dieser Meditation / Übung nicht um die absolut genaue „Abarbeitung“ meines mentalen Bildvorschlags / Schemas. Wenn Ihnen dabei stimmigere Bilder in den Sinn kommen, so nutzen Sie bitte diese.

Viel Spaß beim Ausprobieren!

zurück zum Blog

Weiterlesen

Deine Entscheidung!

  • Dirk Stegner
  • Untertitel Text: Eine kleine Übung: Leichtere Entscheidungsfindung / Mut statt Wut.

zurück zum Blog

Deine Entscheidung!

Eine kleine Übung: Leichtere Entscheidungsfindung / Mut statt Wut.

Da sitze ich heute Morgen an meinem Schreibtisch und bin tierisch sauer. Verärgert werfe ich den Telefonhörer auf die Gabel und spüre, wie jede Zelle im Körper resignierend die weiße Fahne schwenkt. Zuerst stundenlang in der Hotline-Warteschleife und dann lediglich die Aussage „ist halt so, damit musst Du Dich einfach abfinden, lieber Kunde“. Ich fühle mich in der Sekunde irgendwie sehr winzig diesem Riesenkonzern gegenüber. Mich beschleicht das frustrierte Gefühl, dass die mit kleinen Privatkunden wohl schlicht machen können, was sie wollen. Niemand schützt mich! Einfach eine Sauerei!

Als ich bemerke, dass meine Wut am Gipfel angekommen bereits wieder den Abstieg in Richtung Selbstmitleid plant, reißt mich ein Gedanke aus diesem Film. Es ist mir tatsächlich ein weiteres Mal passiert! Ich gebe anderen die Schuld, dabei habe ich es doch eigentlich selbst in der Hand. Keiner hat mich gezwungen, diesen Anbieter zu wählen, es war meine Entscheidung. Jetzt ärgere ich mich über mich selbst, schließlich hatte ich ja damals schon so ein leicht ungutes Gefühl in der Magengegend. Hätte besser darauf hören sollen. Aber Moment mal: Ich muss nicht deren Kunde sein, ich kann auch heute wieder neu entscheiden und den Vertrag mit diesen „Serviceverweigerern“ zum nächstmöglichen Termin kündigen. 

Was hält mich davon ab?

Ganz einfach: Angst, Bequemlichkeit und das trügerisch gute Gefühl einen Schuldigen für meine Misere gefunden zu haben. Und zwar genau in dieser Reihenfolge. Da wäre zunächst meine Furcht davor, auf Altgewohntes verzichten zu müssen. Ich weiß ja schließlich nicht, ob etwas Besseres nachkommt. Und dann ist da noch meine Faulheit. Einen Vertrag zu beenden oder zu wechseln bringt auch immer die Arbeit mit sich, etwas Neues an Stelle des Alten installieren zu müssen. Und zu guter Letzt fühlt es sich zumindest eine Zeit lang auch richtig gut an, wenn ich einen Sündenbock für das Problem ausgemacht habe und diesem die Schuld dafür in die Schuhe schieben kann. War ja schließlich nicht mein Fehler!

Bleibt das Problem, dass genau diese Konstellation mich leider keinen einzigen Schritt auf meinem Weg nach vorne bringt. Ganz im Gegenteil. Dieses Verharren und das Zelebrieren der eigenen Wut als unabdingbaren Anspruch auf Gerechtigkeit und emotionale Genugtuung kostet nur zusätzliche Energie, statt den erhofften „Schadenersatz“ in irgendeiner Form kassieren zu können. Opfer sein lohnt sich eben nicht immer und zahlt sich zumindest in meinem Falle definitiv nicht aus.

Ein neuer Blickwinkel

Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, liegt die Ursache des Dilemmas bei mir, und zwar in Form mangelnder Entscheidungsfreudigkeit. Beim Gedanken an das neue Unbekannte bekomme ich „kalte Füsse“ und hoffe mich einer klaren, aber vielleicht notwendigen Entscheidung entziehen zu können. Es siegt dann meist der Irrglaube, die Sache einfach aussitzen zu können und der Wunsch auf Zeit zu spielen. Die Anderen werden sich schon ändern, ihre Haltung mir gegenüber doch nochmal überdenken oder mir zumindest ein Stück weit entgegenkommen. In diesem Falle muss ich mich nicht anpassen oder gar meinen Weg in irgendeiner Weise um das Hindernis herum korrigieren. 

Im Wald stehen (bleiben)

Bildlich gesprochen ist das ein bisschen so, als würde ich wütend vor einem auf den Weg gestürzten Baum stehen bleiben und diesen grimmig mit Schimpftiraden eindecken. Kann man machen, bringt vermutlich aber nicht den gewünschten Erfolg. Wut oder Schuldzuweisungen befriedigen im Falle eines für mich nicht direkt änderbaren Zustands lediglich mein aufgebrachtes Ego. Ich erkenne, dass ein Blick auf mögliche neue Wege, um das Hindernis herum, definitiv die zielführendere und wohl auch nervlich gesündere Lösung wäre. Was mir dabei auf dem Waldspaziergang sofort ins Auge springt, gelingt leider im realen Leben nicht immer so leicht. Mir fehlen dann meist die Klarheit und der Überblick. Ein Schritt zurück, um auch links und rechts am Hindernis vorbeischauen zu können wäre hilfreich, oder wie Tim Bendzko in einem seiner aktuellen Lieder so schön singt: „[...] ich geh‘ nicht zurück, ich nehm‘ nur Anlauf [...]“.

Wenn ich im Alltag einfach flexibler wäre, dann würde ich nicht so viel Zeit und Kraft darauf verschwenden, mich über Dinge aufzuregen, die ich sowieso nicht ändern kann. Aber zumindest diese starre Haltung und der zu enge Blickwinkel lässt sich doch korrigieren! Wie wär’s, Zeit und Lust für eine kleine Übung?

von Dirk Stegner

28. April 2021

„[...] Entscheidungen, die Du aus wahrer Liebe zu Dir triffst, sind nie falsche Entscheidungen. Denn sie werden auf der Grundlage dessen getroffen, was Dich ausmacht, wer Du bist. Und nicht aus der Sichtweise anderer, wer Du ihrer Meinung nach vielleicht sein solltest. [...]“

Auszug aus: Dirk Stegner „In Wahrheit ich.“

Übung: Entscheidungen treffen,
mutig neue Wege gehen

Suchen Sie sich dazu einfach ein Waldgebiet für einen Spaziergang aus, welches Sie noch nicht so gut kennen, aber vielleicht gerne kennenlernen wollen. Machen Sie sich von da aus mit dem Ziel auf den Weg, eine nette Rundtour zu unternehmen, und genau an ihrem Ausgangspunkt wieder anzukommen. Es spielt dabei keine Rolle, wie lange die Tour wird. Für diese Übung gilt der „weniger ist mehr“-Grundsatz, denn es geht um den mentalen Trainingseffekt und den Erkenntnisgewinn. Sie dürfen dabei lernen, sich wohlzufühlen, vor allem mit den von Ihnen getroffenen (Weg)Entscheidungen. Achten Sie bitte auch darauf, dass Sie möglichst keine drängenden Anschlusstermine geplant haben, damit Sie sich genug Zeit nehmen können und nicht unter Druck geraten.

Erste Entscheidungen stehen an

Sicher ist bereits nach einigen hundert Metern die erste Wegwahl fällig. Tätigen Sie diese ganz in Ruhe und achten dabei vor allem auf die innere Gefühlskulisse. Wie fühlt sich das an, auf unbekanntem Terrain entscheiden zu müssen? Und wie ist es, wenn Sie nach der neuen Richtungswahl weitergehen? Fallen die ersten Schritte leicht oder beschleicht Sie noch ein Gefühl der Unsicherheit?

Bleiben Sie dabei immer ruhig und ärgern Sie sich auch nicht darüber, wenn ein Weg mal im Dickicht endet. Kehren Sie einfach um oder suchen mutig nach einer für Sie passenden Alternative, um das vor Ihnen liegende Hindernis herum. Mit jedem Meter und jeder erfolgreichen Entscheidung steigt die Selbstsicherheit. Sie werden spüren, wie es Ihnen immer leichter fällt, den Weg bei nächstbester Möglichkeit neu zu bestimmen. Lassen Sie sich dabei auch von der Natur selbst inspirieren und führen. Gibt es zum Beispiel besonders schöne Ecken, die Sie für eine kurze Rast genießen möchten? Was für ein herrliches Gefühl, einen solchen neuen Ort kennenzulernen. Mit der Frage „Warum habe ich das nicht schon öfters gemacht?“, nimmt die eigene Leichtigkeit zu und damit auch die Entscheidungsfreudigkeit. Sie werden feststellen, dass ein kleiner Fehler dabei gar keine so schlimmen Folgen für den Gesamtweg hat. Einfach ein paar Meter zurück oder drumherum und schon geht es weiter.

Und, auch wenn’s mit der kreisrunden Strecke nicht auf Anhieb klappen sollte: Der Weg ist das Ziel und Sie haben sich ja bereits auf selbigen gemacht. Kein Grund also für strenge Selbstkritik. Einfach beim nächsten Mal anders entscheiden. Mit diesem neuen Gefühl im Rucksack können Sie sich nun gestärkt auf den Heimweg machen. Sie wissen jetzt, dass eine Entscheidung nicht zu einem auf ewig fixen Zustand führen muss. Ganz im Gegenteil! Sie haben erfahren, wie wichtig es ist, eine bestimmte Option für das eigene Fortkommen zu wählen und dann konsequent umzusetzen. Fehler passieren und sind kein Beinbruch. Vielleicht führt die eine oder andere „Fehlentscheidung“ auch zu einem Ziel, das man bewusst nie erreicht hätte. Lassen Sie diese Erfahrungen beim nächsten Anflug von Wut- und Ohnmachtsgefühlen im Alltag einfach wieder Revue passieren und treffen Sie auch innerhalb der Zivilisation lebendige und aufrichtige Entscheidungen.

Viel Spaß beim Ausprobieren?

zurück zum Blog

Weiterlesen

Ausweglos: Wie geht's jetzt weiter?

  • Dirk Stegner
  • Untertitel Text: Eine kleine Übung zum Perspektivenwechsel

zurück zum Blog

Ausweglos: Wie gehts jetzt weiter?

Eine kleine Übung zum Perspektivenwechsel

Es gibt Tage, da scheinen die Dinge irgendwie festgefahren. Egal wie sehr ich mich auch abmühe, nichts geht voran. Kaum habe ich eine neue Lösung im Sinn, schon kommt wieder jemand, der mir einen Strich durch meine wohlkalkulierte Rechnung macht oder weiß, warum gerade diese nicht funktionieren kann. Es ist zum aus der Haut fahren. Wie soll es nun weitergehen? Die Lage scheint ausweglos, denn ich finde einfach keine Lösung, egal wie intensiv ich mich auch damit beschäftige. Fühlt sich an, als würde mir ständig der Boden unter den Füßen weggezogen. Beim Gedanken daran werde ich immer frustrierter und meine Kräfte schwinden. So macht das doch alles keinen Spaß, oder?

DIE AKTUELLE SITUATION

So ähnlich fühlt sich die gegenwärtige Situation wohl für die meisten von uns an. Was auch immer wir unternehmen, man hat stets das Gefühl einen Schritt vor und zwei zurückzumachen. Dazu noch die ständigen Expertenrunden und -diskussionen, die ebenfalls keine realisier- oder annehmbaren Lösungen parat haben. Gefühltes Chaos ohne irgendeinen sinnvollen Ausweg. Aus dieser Perspektive betrachtet, kann einem eine solche Situation gehörig aufs Gemüt schlagen. Man rutscht dann sehr leicht in die Lage des Opfers, dem Dinge einfach so widerfahren, ohne etwas dagegen tun zu können. Sicher kein schönes Gefühl, aber was kann ich denn schon daran ändern?

BEI MIR SELBST ANFANGEN

Alles, lautet meine Antwort auf diese Frage. Vielleicht nicht für andere, aber für mich, und genau das ist hier der wichtige Punkt. Ich kann grundsätzlich nur mich selbst verändern, denn auf andere habe ich nur bedingt Einfluss. Ändere ich mich, ändert sich (aus meinem Blickwinkel) auch die Welt. Was ein bisschen egoistisch klingen mag, hat dabei aber so gar nichts Egoistisches an sich, eher im Gegenteil. Denn würden alle Menschen zuerst in ihrem Leben mit der so ersehnten Änderung beginnen, wage ich zu behaupten, dass wir viele der derzeitigen Schwierigkeiten gar nicht hätten. Oder anders ausgedrückt: Wenn ich mich den lieben langen Tag nur mit Problemen befasse, ist die Welt für mich dementsprechend natürlich voll davon. Sie begegnen mir an jeder Straßenecke. Ich ziehe sie magisch an, denn ich konzentriere mich ja fortwährend nur darauf, ihnen über den Weg zu laufen. Innerlich werde ich zusehends verkrampfter und mit jedem Schritt, den ich mache, rechne ich damit, ständig auf neue Hindernisse zu treffen. Kein Wunder, dass ich mich dabei nicht sonderlich wohl fühle.

DIE ÜBUNG BEGINNT

Starten Sie mit mir einen kleinen Versuch. Wie wäre es, wenn Sie statt in Richtung der Probleme den Fokus auf mögliche Lösungen richten? Wie könnten die dann aussehen? In dem Moment, in dem das Gehirn zu arbeiten beginnt, steht das eigene Ego dummerweise meist schon Gewehr bei Fuß und kontert sofort:

  • „Wie Lösungen? Es gibt ja keine!“
  • „Was soll das bringen, ich als Einzelner kann in so einer (Pandemie)Situation ja sowieso nichts ändern?“
  • „Wenn schon die Experten keinen Rat wissen, woher soll ich dann wissen was zu tun ist?“

Bleiben Sie dabei einfach ruhig, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Nehmen Sie sich vielleicht etwas Zeit, einen Block und einen Stift und gehen Sie raus in die Natur. Suchen Sie sich ein ruhiges Fleckchen und schieben Sie dort die nörgelnden Gedanken einfach mal eine Weile beiseite. Was kann dabei schon passieren? Die Welt wird sich sicherlich auch ohne die „kleinen Nörgler“ weiterdrehen und falls der Versuch nicht klappen sollte, können Sie danach ja getrost wieder zu Ihren Lieblingssorgen zurückkehren. Wenn Sie dann noch wollen.

Machen Sie sich bewusst, dass die äußere Situation so ist, wie sie eben ist. Sagen Sie sich „Gut, daran kann ich vielleicht gerade nichts ändern, aber das muss ich auch gar nicht! Ich bin ja kein Politiker.“. Statt sich über die Umstände zu ärgern, auf die Sie gar keinen Einfluss haben, können Sie diese „Wutenergie“ doch wirklich sinnvoller nutzen. Kreativ zum Beispiel. Stellen Sie sich folgende Fragen:

„Was kann ich im Moment für mich ändern, damit ich mich wieder ein klein wenig wohler fühle? Was ist vielleicht mein zukünftiges (aber aktuell nicht zu verwirklichendes) Ziel und wie kann ich diese Wartezeit sinnvoll dazu nutzen, ein Stück weiter darauf zuzugehen?“

Schreiben Sie alle Ideen jetzt einfach stichpunktartig auf, die Ihnen dazu in den Sinn kommen. Wenn Sie diese Liste wirklich ehrlich und aus dem Bauch heraus erstellen, ohne groß nachzudenken, werden Sie erstaunt sein, was Sie persönlich nun schon alles tun könnten, wenn Sie denn wollten. Und das ist ohne Zweifel eine ganze Menge.

NEUE WEGE EINSCHLAGEN

Beschäftigen Sie sich doch ab sofort mehr mit dieser Liste und diesen konstruktiv-kreativen Einfällen und weniger mit den destruktiven Problemgedanken. Ehe Sie sich versehen, wird die Welt zukünftig immer mehr Lösungen für Sie parathalten, als Schwierigkeiten. Nicht weil es grundsätzlich weniger Probleme gäbe, sondern weil Sie sich bewusst dazu entschieden haben, die Dinge nun aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und aktiv in Angriff zu nehmen. Und genau das belohnt Ihr Gehirn mit einem Gefühl der Dankbarkeit. Es fühlt sich einfach gut an, wieder selbst die Initiative ergreifen zu können und kein Spielball des Schicksals mehr sein zu müssen. Auch wenn dies vielleicht nur die ersten kleinen Schritte in Richtung Ihres Wunschzieles sind, so sind Sie zumindest schon in Bewegung. Sie haben sich buchstäblich auf den Weg gemacht und sind nicht mehr länger ein Gefangener Ihrer eigenen Sorgen und Zweifel. Herzlichen Glückwunsch und alles Gute auf Ihrem weiteren Weg!

von Dirk Stegner

29. März 2021

zurück zum Blog

Weiterlesen

Unsocial Media

  • Dirk Stegner
  • Untertitel Text: Abseits der Herde: Ein kleiner Selbstversuch

zurück zum Blog

Unsocial Media

Abseits der Herde: Ein kleiner Selbstversuch

Fast ist es schon so etwas wie ein kleines Ritual geworden, mit dem ich meinen Tag beginne. Ähnlich wie die kurze morgendliche Meditation oder das Gassigehen mit den Hunden. Ich verpasse der Maus einen Stupser und wecke damit meinen Rechner aus seinem leichten Standby-Schlaf. Ein Klick und die Facebookseite ist geöffnet. Wie ferngesteuert scrolle ich durch die Timeline.

Mein Gott, was da schon wieder alles los ist. Einige Bekannte haben ihre Ängste oder ihren Frust an politischen Berichten über die Corona-Krise abgearbeitet. Ich kann sie zwar gut verstehen, aber eigentlich wollte ich mich darüber ja gar nicht mehr aufregen. Perspektivenwechsel! „Okay, mal sehen, da muss es doch auch Positives geben.“ In der VW-Käfer-Fangruppe ist es hingegen gewohnt konstruktiv. Losgelöst von politischen Querelen wird hier kreativ, wie eh und je, nach technischen Lösungen für diverse Probleme gefahndet. Auch die Verwandtschaft aus Norwegen hat idyllische Winterbilder gepostet. Meine Gedanken wandern sehnsüchtig in den hohen Norden, während ich unaufhörlich mit dem Finger auf dem Mausrücken immer weiter durch die einzelnen Beiträge gleite. Ach schau mal hier! Ein verlockendes Werbeangebot für ein neuartiges Tablet im EBook-Style. Schreiben, wie auf Papier. Klingt interessant, gleich mal checken, ob das nicht auch was für mich wäre.

KEIN KOMPLETTER AUSSTIEG

Ein kurzer Blick auf die Uhr reißt mich dann jäh aus meinem allmorgendlichen Informationsgelage. „Mist, schon so spät!“ Ich stelle fest, dass ich auf diese Weise bereits mehr als eine Dreiviertelstunde Zeit verbraten habe. Mit welchem Ergebnis eigentlich? Ich blicke zu Kerstins Schreibtisch und sehe, dass auch sie wie gebannt die Beiträge ihres Facebook-Accounts sichtet und kommentiert. Schon Wahnsinn, wie viel Zeit ich bereits pro Tag mit dieser Beschäftigung verbringe. Und ich bin sicherlich noch einer derjenigen, die Facebook in recht geringem Umfang nutzen, habe mein Handy ja sogut wie nie dabei. Kurz nachgerechnet ergibt sich knapp über eine Stunde täglich, die ich auf diese Weise verbringe. Was wäre, wenn ich diese Zeit wieder für andere Dinge nutzen würde? Bin ich vielleicht sogar weniger genervt, wenn ich nicht mehrmals täglich die Meinungen und Befindlichkeiten anderer Menschen ungefragt aber freiwillig abbekomme? Kommt auf einen Versuch an. Ich will nicht ganz aussteigen, denn ich möchte zu einigen fernen Freunden und Familienmitgliedern den Kontakt nicht gänzlich einstellen. Aber einmal pro Woche sollte zu diesem Zweck allemal ausreichen. Nachdem ich ihr von meinem Plan erzählt habe, macht auch Kerstin spontan mit und wir beschließen beide, unser „Ritual“ mal eine Weile zu verändern und uns stattdessen auf das reale Leben zu konzentrieren. Fühlt sich noch etwas komisch an, aber doch auch irgendwie gut.

VERÄNDERUNGEN TRETEN EIN

Bereits nach einer Woche stellen wir beide positive Veränderungen an uns selbst fest. Durch den Wegfall des hochdosierten Informations- und Meinungsbombardements fühlen wir uns innerlich ruhiger. Auch der anfängliche Entzug und die Furcht, irgendwas zu verpassen oder von irgendwem nicht erreicht werden zu können war relativ schnell verflogen. Stattdessen fühle ich mich konzentrierter, bin mehr bei mir und meinen eigenen Angelegenheiten. Die Gedanken sind klarer und ich bin erstaunt, was ich aktiv nun mit der zusätzlichen täglichen Stunde, alles anfangen kann, die ich jetzt wieder für mich habe. Mit etwas Distanz scheint es mir fast unverständlich, warum ich vorher diesen inneren Drang verspürte, in meinem „Facebook“ zu blättern. Was macht dieses Medium denn so verlockend, ähnlich dem Zuckernachschub des guten Stücks Schokolade auf meinem Schreibtisch? Sicher kann jeder diese Frage nur für sich beantworten. Bei mir ist es tatsächlich die Furcht etwas verpassen zu können. Irgendetwas ohne soziale Medien nicht zu erfahren, das privat oder beruflich ein echter Vorteil für mich wäre. Und natürlich auch ein bisschen Klatsch und Tratsch, nur digital eben.

FACEBOOK VERMISST UNS

Nach knapp einer Woche scheint uns Facebook zu vermissen. Sie senden uns beispielsweise E-Mails, dass „Freunde“ etwas gepostet hätten. Manchmal kommt auch eine „Freundschaftsanfrage“, die sich bei genauem Hinsehen lediglich als Liste möglicher Bekannter entpuppt. Scheinbar ist das Netz süchtiger nach uns, als wir nach ihm. Mittlerweile kann ich dem Drang des schnellen Klicks gelassen widerstehen. Wer mich gerne erreichen möchte, der wird dies dank meiner Website sicher auch ohne das soziale Medium oder telefonisch schaffen. Aber ein bisschen genauer interessiert mich das Phänomen jetzt schon. Wie kommt dieser „Suchteffekt“ zustande? Nach etwas Recherche werde ich schnell fündig. Künstliche Intelligenz ist hier das Zauberwort. Einfach ausgedrückt, versorgen mich bestimmte Algorithmen genau mit den Informationen, die ich besonders interessant finde. Bildlich gesprochen lernt das System durch mein Verhalten, welche „Schokoladensorte“ mir am besten schmeckt und versorgt mich fortan auch ständig gezielt damit. Auswertungen meines Surfverhaltens, Mauszeigerbewegungen sowie Verweil- und Lesedauer der Posts bestimmen das künftige Süßigkeitenangebot. Je länger ich im System beschäftigt bin und je besser mich dieses dadurch kennenlernt, desto umfänglicher und gezielter kann es mich im Anschluss mit bezahlter Werbung versorgen. Klar, scheinbar gilt auch hier die alte Weisheit „Zahlst Du nicht für ein Produkt, bist Du das Produkt.“

GEFANGEN IN DER ENDLOSSCHLEIFE

Als Mensch und Natur-Coach beunruhigen mich zwei Dinge: Neben der Gefahr von einem solchen „Belohnungssystem“ endlosschleifenartig ständig beschäftigt zu werden, entsteht insbesondere bei jungen Menschen und exzessivem Konsum die Gefahr, geistig in einer künstlichen Informationsblase „hängenzubleiben“. Da das System darauf ausgerichtet ist, hauptsächlich die Informationen zu liefern, die die jeweilige Person als interessant ansieht, besteht die Gefahr, dass so ein völlig verzerrtes Bild der Realität entsteht. Auch wenn meine Freundschaftsliste vielleicht sehr heterogen zusammengesetzt ist, dringen irgendwann nur noch die Informationen zu mir durch, die auch meinem „künstlichintelligent ermittelten“ Gusto entsprechen. Kritische oder blickwinkelveränderte Beiträge fallen schlicht aus meiner Timeline. Ein konstruktiver Austausch, wie er in der lebendigen Realität stattfinden würde, bleibt meist aus. Ganz zu schweigen davon, dass Kommentare bestimmter Menschen mich ungefragt im realen Leben nie erreichen würden.

von Dirk Stegner

19. Februar 2021

„[...] Exakt. Die Energie folgt immer der Aufmerksamkeit. Nur was, wenn diese zu einem großen Teil nicht mehr Dir und Deiner Umwelt gilt, sondern vielmehr irgendwelchen Apps und deren Meldungen auf Deinem Handy? [...]“

Auszug aus: Dirk Stegner. „Trennungsgedanken.“

Auf diese Weise, haben sich die sozialen Netzwerke mittlerweile leider weit von dem entfernt, wofür sie einst geschaffen wurden. Statt Menschen zu vernetzen und einen Austausch auf persönlicher Ebene zu unterstützen, bringen sie sie immer weiter auseinander. Komfortable digitale Meinungsblasen verhindern immer öfter den zukünftigen Kontakt im realen Leben. Es entsteht ein zunehmend unnatürlich aufgebautes Konstrukt, welches aber speziell von der jüngeren Klientel - mangels alternativer Erfahrungen – als real eingestuft wird.

WIEDER IM URSPRÜNGLICHEN SINNE

Mein Fazit: Auch wenn ich mich persönlich sicherlich weit ab von dem befand, was die Fachwelt als süchtigen Gebrauch sozialer Medien bezeichnen würde, war ich erstaunt, wie hartnäckig oft das Zucken im rechten Zeigefinger war. Das Resultat der selbst auferlegten Beschränkung entschädigte mich allerdings für die Bemühungen in vielfacher Weise. Facebook ist für mich, dank wohl dosiertem Einsatz wieder genau das geworden, was es meiner Meinung nach auch ursprünglich sein sollte: ein sinnvolles Hilfsmittel und kein Beschäftigungsprogramm. Media ja, sozial nein, so könnte man das Ergebnis meines Selbstversuchs vielleicht noch besser umschreiben. Gerade der Verzicht ließ mich wieder öfter zum Telefonhörer greifen und hätte ohne Corona-Lockdown wohl sicherlich dazu geführt, dass man reale Freunde in der gewonnenen Zeit häufiger besucht oder sich getroffen hätte. Zur Nachahmung also wärmstens empfohlen.

zurück zum Blog

Weiterlesen


Dirk Stegner

Flåbygdvegen 764
N-3825 Lunde

Natur-Coaching

naturgestützte Hilfestellung bei Ängsten, Stress und Burnout (auch online möglich)

© Autor und Naturcoach Dirk Stegner 2014-2024 | Webdesign by anders-sign.de

 
 
Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.